Taktik-Check GP Spanien 2023
Speed schlägt Strategie

GP Spanien 2023

Zwei Boxentopps waren in Barcelona die Regel. Das Timing der Reifenwechsel und die Wahl der Reifentypen spielte keine Rolle. Der GP Spanien wurde trotz 43 Boxenstopps über den Speed entschieden.

Lewis Hamilton - GP Spanien 2023
Foto: Wilhelm

Formel-1-Rennen in Barcelona leben in der Regel von den Boxenstopps. Die Regel war diesmal zwei pro Fahrer. Nur Lando Norris und die Haas-Piloten stoppten je drei Mal. Die Red-Bull-Piloten dagegen hätten sich sogar ein Einstopp-Rennen leisten können. Max Verstappen und Sergio Perez legten ihre Medium-Reifen erst in den Runden 26 und 27 ab. Die schnellere Variante aber war, den Mischungen Medium und Hart am Ende noch den Soft-Reifen folgen zu lassen.

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So konnte Verstappen auf den Extra-Punkt für die schnellste Runde losgehen. Und Perez Jagd auf Carlos Sainz und George Russell machen. Für Sainz reichte es noch, für Russell um 3,4 Sekunden nicht mehr. Sainz konnte sich mit den harten Reifen am Ende nicht wehren. Außerdem war der Ferrari im Renntrimm ohnehin zu langsam.

Russell hatte wie Perez Pirellis weichste Mischung am Auto. Der Engländer hat sich im Finale darüber gefreut, dass sein Kommandostand die Bitte ablehnte, es mit einem Boxenstopp zu versuchen. In Runde 20 hatte der WM-Fünfte gemeldet: "Die Reifen sind noch gut. Es geht auch mit einem Stopp." Antwort vom Kommandostand: "Vergiss es."

Russell - Sainz - GP Spanien 2023
Wilhelm
Sainz hätte die Mercedes mit keiner Strategie hinter sich lassen können.

Reifenabnutzung überraschend gering

Beim 33. Auftritt der Formel 1 auf dem Circuit de Catalunya bestimmten weder Timing der Boxentopps noch die Folge der Reifen den Ausgang des Rennens. Das lag an der überraschend geringen Reifenabnutzung. Selbst Pirellis weichste Mischung C3 hielt bis zu 25 Runden durch. In der Vergangenheit undenkbar.

Perez, Hamilton und Russell rückten vor, weil sie schneller waren als die Ferrari, Aston Martin und Alpine. Sie überholten ihre Gegner auf der Strecke und nicht an der Box. Mit 49 Überholmanövern gab es ungewöhnlich viele Positionswechsel nach Zweikämpfen für einen Grand Prix in Barcelona.

Bei der Abfolge der Reifenmischungen wurden alle Register gezogen. Die Red-Bull-Piloten mit Medium-Hart-Soft. Mercedes setzte auf Soft-Medium-Soft. Ferrari splittete angesichts der weit auseinander liegenden Startplätze auf Soft-Medium-Hart (Sainz) und Hart-Soft-Hart (Leclerc).

Zhou Guanyu - Alfa Sauber - Formel 1 - GP Spanien - 4. Juni 2023
Motorsport Images
Guanyu Zhou kam immer früh an die Box. Am Ende wurde er mit zwei WM-Punkten belohnt.

Undercuts waren wirkungslos

Aston Martin versuchte Soft-Soft-Medium, Alpine Soft-Medium-Hart. Aber auch die Sequenz Soft-Hart-Hart bei Alfa Romeo war von Erfolg gekrönt. Guanyu Zhou fuhr damit in die Punkte. Gleich schnell wie sein Sparringspartner Yuki Tsunoda mit Soft-Hart-Medium.

Auch der Zeitpunkt der Boxenstopps spielte keine entscheidende Rolle. Zhou und Tsunoda erschienen schon nach neun und zehn Runden zum ersten Mal an der Box. Andere Soft-Starter wie Fernando Alonso oder Pierre Gasly ließen sich bis Runde 19 Zeit und kehrten zunächst hinter dem Alpha Tauri und dem Alfa ins Rennen zurück. Was wie ein erfolgreicher Undercut aussah, war im Fall von Alonso keiner. Der Spanier landete dank frischerer Reifen schnell wieder vor denen, die früh an die Boxen gegangen waren.

Pierre Gaslys Weg vom 15. Platz in der ersten Runde zum letzten WM-Punkt zeigt, worauf es ankam. Das lange Warten auf den ersten Stopp brachte ihn auf den sechsten Platz, nur um danach auf Rang 16 zurückzufallen. Nachdem er Charles Leclerc und Nyck de Vries auf der Strecke abgefertigt hatte, ließ er sich mit dem zweiten Stopp bis zur 39. Runde Zeit. Das warf den Alpine-Piloten erneut zurück, diesmal bis an die 14. Stelle. Dann folgte ein Überholmanöver gegen Oscar Piastri und das Geschenk der Zehnsekunden-Strafe gegen Tsunoda, und schon gehörte Gasly der letzte WM-Punkt.

Fernando Alonso - Aston Martin - Formel 1 - GP Spanien - 4. Juni 2023
xpb
Aston Martin fehlte überraschend die Pace im Rennen. Alonso kämpfte auf verlorenem Posten.

Alonsos Warten zahlt sich nicht aus

Fernando Alonso sah nach seinem Heimspiel ein: "Wir hatten nicht den Speed. Keine Taktik der Welt hätte uns nach vorne gebracht. Ich habe es versucht. Zwei lange Stints, ein kurzer. Viel Reifenmanagement am Anfang, um später aufzudrehen. Es hat mich nicht entscheidend nach vorne gebracht." Im Vergleich zur ersten Runde gewann Alonso einen Platz gegen Esteban Ocon auf der Strecke und verlor zwei gegen George Russell und Sergio Perez. Die kamen 32 und 29 Sekunden vor dem Aston Martin ins Ziel.

Landsmann Carlos Sainz konnte sich gegen die schnelleren Red Bull und Mercedes auch nicht wehren. "Unser Tempo wurde vom Reifenverschleiß bestimmt", bedauerte der Ferrari-Pilot. Der ist auch mit dem umgebauten Auto weiter hoch. Die Freude über den zweiten Startplatz kehrte sich am Sonntag in Frust, weil schnelles Anzünden der Reifen oft höhere Abnutzung über die Dauer bedeutet.

McLaren und Haas ging es genauso. Fahren im Verkehr beschleunigte das Rutschen und den Abnutzungsprozess. Bei Alfa und Alpha Tauri verliefen die Kurven gegenläufig. Schwach am Samstag, stark am Sonntag. So zu taktieren brauchte allerdings einen gesunden Optimismus. Das funktioniert nur, wenn man im Rennen auch überholen kann.

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