Das Sprintformat polarisiert noch immer. Die einen finden es gut, für die anderen ist es nur ein Show-Element, um mehr Geld einzuspielen. In dieser Woche diskutierte die Formel-1-Kommission das Thema erneut und kam zu dem Schluss, dass man erst einmal nichts am Format ändern, dafür aber die Zahl der Sprints von drei auf sechs ins Auge fassen sollte. Das war für dieses Jahr noch gescheitert, weil die Topteams Zugeständnisse beim Budgetdeckel forderten, die ihnen die kleinen Teams nicht gewähren wollten.
Nachdem die ersten beiden Sprints letztes Jahr in Silverstone und Monza noch scharf kritisiert wurden und nur der dritte in Interlagos wegen der Aufholjagd von Lewis Hamilton Gefallen fand, darf man sich über die 21 Runden von Imola nicht beschweren. Es gab immerhin 18 Überholmanöver mit einem Führungswechsel in der vorletzten Runde. Im Hauptrennen wurde trotz dreifacher Distanz nur 19 Mal überholt.
Reifenprobleme würzen den Sprint
Hauptakteure der Action am Samstag waren Carlos Sainz und Sergio Perez. Der Ferrari-Pilot fuhr von Platz zehn auf Rang vier, die Nummer zwei von Red Bull von Rang sieben auf Platz drei. Dazu kam, dass viele Fahrer Probleme mit ihren Reifen bekamen. Charles Leclerc verlor wegen Körnen rechts vorne das Rennen. Der WM-Spitzenreiter war den Sprint nach dem Re-Start zu rasant angegangen. Auch bei Fernando Alonso und Kevin Magnussen meldeten sich die Reifen ab.
Für den Soft-Gummi von Pirelli waren die 21 Runden eine große Aufgabe. Nicht vom Verschleiß, sondern vom Gripabbau. Wer sein Auto so abgestimmt hatte, dass die Vorderreifen geschont wurden und wer in der Anfangsphase nicht zu viel Tempo machte, profitierte im zweiten Teil des Sprints. Vielen wurde jedoch der Speed aufgezwungen, weil von hinten Schnellere drängelten. Und viele hatten mit der Fahrzeugabstimmung verzockt, weil das einzige Training zur Datenanalyse am Freitag auf nasser Fahrbahn stattfand.
Mehr Punkte nicht mehr Risiko
So war die Ausgangsposition für den Sprint ideal. Im Rennen war es eher umgekehrt. Auf nasser Fahrbahn folgte trockene. Anders herum ist es aus Sicht der Spannung besser. Weil es bei abtrocknender Piste eine Übergangsphase gibt, in der praktisch Überholverbot herrscht. Keiner riskiert auf Slicks einen Angriff auf nasser Spur. So fanden 80 Prozent aller Überholmanöver entweder in den ersten 20 oder letzten zehn Runden statt.
Man kann auch nicht sagen, dass der aufgestockte Punktesegen zu mehr Action auf der Strecke beigetragen hätte. "Wenn ich mich zwischen einem neunten Startplatz ohne Risiko und einem achten mit Crashgefahr entscheiden muss, nimm ich lieber den neunten", erzählte Kevin Magnussen.
Daran würde sich auch nichts ändern, wenn der Sprint ein zusätzliches Rennen ohne Folgen für die Startaufstellung wäre. Nach der Logik müsste es in den letzten Runden eines Grand Prix drunter und drüber gehen. Doch wer in den Punkten fährt, hat immer etwas zu verlieren.
Überholmanöver sind auch nicht das einzige Spannungsmoment, das zählt. Der Dreikampf Alexander Albon gegen Pierre Gasly und Lewis Hamilton über 44 Runden hat die Fans in ihren Bann gezogen, auch wenn sich an der Reihenfolge nichts änderte. Es zeigte, dass es trotz DRS keine Selbstverständlichkeit war zu überholen. Albon hatte als einziger kein DRS und blieb trotzdem vorne. Weil er sich gut verteidigte. So wie George Russell gegen Valtteri Bottas. Das ist auch ein Teil der Rennfahrerkunst.