Pirelli-Drama in Katar
Neue Track-Limits wegen Reifenschäden

GP Katar 2023

Pirelli hat nach den Longruns im ersten Freien Training von Katar Beschädigungen an den Reifen festgestellt. Nun dürfen die Fahrer die Randsteine nicht mehr überfahren. Möglicherweise wird auch ein Rundenlimit und eine Dreistopp-Strategie für das Rennen vorgeschrieben.

Pirelli-Reifen - GP Katar 2023
Foto: Wilhelm

Lange blieb es ruhig an der Reifenfront. Seit der Einführung der 18-Zoll-Räder in der Saison 2022 gab es keine größeren Dramen mehr rund um Pirelli. Doch in Katar herrschte bei den Italienern plötzlich Aufregung. Bei der Inspektion der Reifen nach den Longruns im ersten Training, wurden Beschädigungen an den Slicks festgestellt.

Laut einem Statement der FIA hat Pirelli am Abend verschiedene Analysen an den Reifen durchgeführt. Dabei wurde festgestellt, dass sich bei sieben Sets der Gummi der Lauffläche vom Karkassen-Gewebe der Seitenwand zu lösen begann. Das Problem betrifft sowohl die Innen- und die Außenschulter. Es waren Vorder- als auch Hinterreifen betroffen – vorne angeblich etwas mehr.

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Das Phänomen wurde bei Reifen festgestellt, die ungefähr 20 Runden im Einsatz waren. Alle Mischungen waren gleich stark von den Schäden betroffen. Die FIA und Pirelli befürchten nun, dass bei einer Erhöhung Kilometerleistung gefährliche Plattfüße drohen.

GP Katar - 2023
xpb

Die Randsteine in Katar sorgen für Ärger. Die Teams müssen nun in T12/13 weiter von den Kerbs wegbleiben.

Schwingungen auf Pyramiden-Kerbs

Die Verantwortlichen haben auch schon einen Schuldigen ausgemacht. Angeblich führen die rund 50 Millimeter hohen "Pyramiden-Kerbs", die das zu weite Verlassen der Piste am Ausgang einiger Kurven verhindern soll, zu hochfrequenten Schwingungen im Reifen. Trotz ihrer Höhe scheinen die Piloten die Randsteine regelmäßig in ihre Ideallinie einzubeziehen.

Beim ersten Auftritt der Formel 1 vor zwei Jahren waren noch andere Randsteine verbaut. Die Autos waren noch nicht mit den 18-Zoll-Rädern unterwegs. Und die Fahrer nutzen jetzt mit den Ground-Effect-Autos andere Linien, bei denen sie runder fahren und in Kurven weiter ausholen.

Die Messungen der Ingenieure haben ergeben, dass in den Kurven 12/13 die größten Kräfte auftreten. Deshalb werden hier die Track-Limits geändert. Die FIA wird die weiße Linie am Ausgang um 80 Zentimeter nach innen verlegen. Damit werden die Rundenzeiten automatisch gestrichen, wenn die Piloten zu weit nach außen auf die Spitze der "Pyramide" rutschen.

Max Verstappen - Red Bull - Formel 1 - GP Katar - Losail - 6. Oktober 2023
Wilhelm

Werden alle Fahrer im Rennen drei Mal an die Box gezwungen?

Trainingseinheit vor dem Shootout

Damit sich die Fahrer am Samstag noch vor dem Sprint-Shootout auf die geänderte Strecke einstellen können, wird eine zehnminütige Aufwärm-Session eingerichtet. Um 16 Uhr Ortszeit (15 Uhr dt. Zeit) dürfen die Piloten dann mit der neuen Linie üben. Das Sprint-Shootout, in dem die Startreihenfolge für den Sprint ermittelt wird, startet 20 Minuten später als ursprünglich eingeplant um 16.20 Uhr Ortszeit.

Nach dem Sprint, der über 19 Runden führt, werden die Reifen erneut untersucht. Sollte das Problem trotz der geänderten Streckenführung erneut auftauchen, will die FIA noch vor dem Rennen am Sonntag handeln. Es wurde bereits jetzt angekündigt, dass man aus Sicherheitsgründen ein Kilometerlimit einführen könnte.

Die Fahrer müssen dann nach einer vorgeschriebenen Zahl an Runden die Boxen ansteuern. Für neue Reifen soll dieses Limit 20 Runden betragen. Reifensätze, die schon im Qualifying zum Einsatz kamen, dürfen insgesamt für 22 Runden aufgeschnallt werden. Dabei sind die relativ langsamen In- und Out-Laps im Qualifying berücksichtigt.

Insgesamt werden die Distanzen pro Reifensatz aber wohl deutlich geringer ausfallen. Neben den Stintlängen will die FIA nämlich auch die Anzahl der Reifenwechsel vorschreiben. Demnach müsste jeder Fahrer mindestens ein Dreistopp-Rennen fahren. Einige Teams warnten allerdings schon, dass in diesem Fall die Reifensätze knapp werden könnten. Nun will man bei Pirelli nachfragen, ob es noch einen Satz zusätzlich gibt.

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