GP Katar - Sprint: Piastri-Sieg, Verstappen-Titel

Da sage noch einer, die Sprint-Rennen würden nichts zum Spektakel beitragen. Am Samstag in Katar haben die 20 Piloten den Fans in den 19 Runden eine gute Show geboten. Die Basis für die Action bildete eine bunt durchgemischte Reifenwahl am Start. Acht von 20 Piloten ließen sich Softs aufschnallen. Der Rest ging mit Mediums auf die Reise.

Wer auf der sauberen linken Seite der Startaufstellung losfuhr, hatte auf den ersten Metern einen großen Vorteil. Und auch die Soft-Gumms boten zunächst deutlich mehr Grip als die mittelharte Mischung. Oscar Piastri konnte seine Führung von der Pole Position gerade so gegen die Angreifer verteidigen.

Doch Lando Norris, der von Rang zwei ins Rennen ging, fand sich nach wenigen Metern plötzlich auf Position sechs wieder. George Russell und die beiden Ferrari erwischten einen Raketenstart und hingen plötzlich Piastri im Nacken. Auch gegen Verstappen konnte sich Norris nicht wehren.

Die ereignisreiche Startphase wurde von einem Abflug von Liam Lawson unterbrochen. Der Alpha Tauri rutschte ohne Fremdeinwirkung im Geschlängel von Sektor 1 ins Kiesbett. Das Safety-Car musste zum ersten Mal ausrücken. Nach einer schnellen Bergung des havarierten Autos ging der Spaß dann in Runde drei direkt weiter. Russell machte dank des Gripvorteils kurzen Prozess mit Piastri und übernahm die Führung.

Sprint mit drei Safety-Car-Phasen

Kurze Zeit später trudelte Logan Sargeant mit seinem Williams in die Auslaufzone. Erneut war ein Fahrfehler schuld daran, dass Bernd Mayländer mit seinem Safety-Car zum zweiten Mal ausrücken musste. Dieses Mal dauerte es bis zur siebten Runde, bis aufgeräumt war und die Rennleitung zum Wiederanpfiff blies.

Ein paar Runden lang beruhigte sich das Geschehen. Doch mit jedem Kilometer verlor die Soft-Fraktion an Tempo. Die Medium-Reifen boten plötzlich deutlich mehr Grip. In Runde 11 drehte Piastri die Reihenfolge an der Spitze mit einem Überholmanöver wieder um. Und dann war auch schon der dritte Auftritt von Bernd Mayländer fällig.

Dieses Mal waren gleich zwei Autos ins Kies geflogen. Nico Hülkenberg hatte vor Kurve 2 den Alpine von Esteban Ocon attackiert, wurde aber gleichzeitig von Sergio Perez angegriffen. Ocon versuchte sich zu verteidigen, schob den Haas dabei in den Red Bull. Hülkenberg versuchte sich noch aus der Falle zu befreien, doch der Frontflügel des Rheinländers wurde zwischen den beiden Konkurrenten eingeklemmt.

Perez und Ocon landeten im Kies. Hülkenberg schleppte sich noch an die Box, musste dort aber aufgeben. Es dauerte bis Runde 15, bis das Rennen wieder aufgenommen wurde. Die vielen Neutralisationen halfen der Soft-Fraktion nur wenig. In den letzten vier Runden konnten die Piloten mit Mediums noch ordentlich Boden gut machen.

Verstappen kann Korken knallen lassen

Vorne schnappten sich Verstappen und Norris noch relativ locker den Mercedes von Russell. Lewis Hamilton ging auf den letzten Metern an beiden Ferrari vorbei und rollte hinter seinem Teamkollegen auf Rang fünf über die Linie. Charles Leclerc hatte die Flagge hinter Carlos Sainz als Siebter gesehen, wurde aber in der Nachspielzeit noch von einer Fünfsekunden-Strafe wegen zu vieler Track-Limit-Verstöße auf Rang 12 geworfen.

Von dem Pech des Monegasse profitierte vor allem Alex Albon. Der Williams-Pilot rutschte von P8 auf P7 und konnte seine Ausbeute somit von einem auf zwei WM-Punkte verdoppeln. Fernando Alonso wurde dank der Leclerc-Strafe noch auf Rang acht gespült. Der Spanier staubte damit den letzten Zähler ab.

Ganz vorne hatte Piastri keine Probleme, die Führung über die Linie zu bringen. Für den Australier war es der erste Sieg in der Formel 1. Auch wenn es sich nur um einen Sprint handelte, grinste der Rookie über beide Ohren: "Das Safety-Car war heute mein Freund. Ich hatte nur am Start einen kleinen Herzinfarkt, als die Soft-Fahrer plötzlich angegriffen haben. Die Pace war besser als erwartet. Das war ein toller Tag für mich."

Max Verstappen hatte den Weltmeister-Titel bereits offiziell in der Tasche, als Teamkollege Sergio Perez ins Kiesbett abflog. Gerne hätte der Red-Bull-Pilot die WM standesgemäß mit einem Sieg klargemacht. "Wir haben normalerweise einen Vorteil beim Reifenverschleiß. Den konnten wir heute aber leider nicht ausspielen, weil so viele Safety-Cars dazwischenkamen."

Natürlich konnte sich der 26-Jährige trotzdem über den dritten Weltmeister-Titel freuen: "Das ist ein tolles Gefühl. Wir hatten ein unglaubliches Jahr. Ich bin stolz auf das ganze Team. Es ist toll, ein Teil dieser Truppe zu sein. Wir werden sicher weiter Gas geben und versuchen, die Erfolgswelle so lange es geht weiterzureiten."