Keine Punkte für Aston Martin
Das schlechteste Wochenende des Jahres

GP Singapur 2023

Aston Martin hatte sich viel für Singapur ausgerechnet. Doch dann fiel Lance Stroll schon nach dem Qualifying aus. Und Fernando Alonso erlebte ein Rennen voller Pleiten. Teamchef Mike Krack nahm die Niederlage überraschend locker.

Fernando Alonso - Aston Martin - Formel 1 - GP Singapur - Freitag - 15.9.2023
Foto: Motorsport Images

Mit dem zweiten Platz von Fernando Alonso in Zandvoort schien der Saisonendspurt nach der Sommerpause gut zu beginnen für Aston Martin. Dass man beim Highspeed-Festival in Monza zu Kämpfen hatte, war von den Ingenieuren einberechnet. Dafür wollte man auf dem kurvigen Stadtkurs von Singapur wieder zuschlagen. Doch daraus wurde nichts.

Aston Martin schaffte es zum ersten Mal in dieser Saison nicht, WM-Punkte zu sammeln. Das schlechteste Rennwochenende des Jahres fand seinen negativen Höhepunkt schon am Samstag. Lance Stroll krachte im Qualifying mit 220 km/h in die TecPro-Bande der Zielkurve. Die Sensoren am Auto zeichneten eine negative Beschleunigung von 29g auf.

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Weil sich der Pilot am Sonntag nicht fit genug fühlte, schickte das Team mit Fernando Alonso nur einen Piloten ins Rennen. "Dann muss Fernando eben doppelt punkten", scherzte Teamchef Mike Krack vor dem Start noch selbstbewusst. Dieser Plan ging allerdings nicht auf. Nach einer Serie von Pannen kreuzte der Spanier den Zielstrich am Ende auf Platz 15, und damit als Letzter der noch verbliebenen Piloten.

Überraschend kam vor allem die schlechte Rennpace. In den Longruns am Freitag war der Spanier noch voll bei der Musik. Die Ingenieure vermuten, dass der AMR23 vor allem mit der härteren Reifenmischung nicht so gut harmonierte. Auch der Verkehr im Rennen könnte ein Faktor gewesen sein, den man untersuchen will.

Lance Stroll - Aston Martin - Formel 1 - GP Singapur - 16. September 2023
Motorsport Images

Nach dem Quali-Crash von Lance Stroll ging in Singapur nur ein Aston Martin an den Start.

Reifenverschleiß höher als erwartet

Und dann kam auch noch ein Schaden am Auto dazu, den sich Alonso schon in der Startphase eingehandelt hatte. Die Verkleidung eines Querlenkers an der vorderen linken Aufhängung hatte sich gelöst und störte die Aerodynamik. "Wir wissen aber noch nicht, wie viel das gekostet hat", erklärte Krack nach dem Rennen.

Dass am Ende nicht wenigstens ein paar Pünktchen heraussprangen, lag auch an einem der seltenen Fahrfehler von Alonso. Vor dem ersten Reifenwechsel rutschte der Routinier in der Boxeneinfahrt kurz neben die Begrenzungslinie. Das brachte ihm eine Fünfsekunden-Strafe ein, die er beim zweiten Service absitzen musste.

Eigentlich hatten die Strategen vor dem Rennen nur mit einem Stopp gerechnet. "Im Mittelstint mit den harten Reifen haben wir dann aber Probleme bekommen. Wir wussten nicht, ob er bis zum Ende durchhält. Deshalb haben wir Fernando in der VSC-Phase noch einmal reingeholt", erklärt Krack.

Fernando Alonso - Formel 1 - GP Italien 2023
Wilhelm

Fernando Alonso sah im Freien Training noch wie ein Kandidat für das Podium aus.

Pannen-Stopp kostet WM-Punkte

Der zweite Boxenstopp besiegelte das Schicksal. Neben der Fünf-Sekunden-Strafe sorgte ein Problem mit dem Wagenheber dafür, dass das Auto mehrmals aufgebockt werden musste. Insgesamt stand Alonso mehr als 25 Sekunden still. "Wir müssen untersuchen, was da genau mit den Wagenhebern passiert ist. Da war wohl auch ein Element von Panik dabei, als es begann schiefzulaufen", analysierte Krack die Situation nüchtern.

Dass sich Alonso im letzten Stint auf weichen Reifen noch einen Dreher leistete, fiel durch den Boxen-Patzer genauso wenig ins Gewicht wie einige unglückliche Zweikämpfe früher im Rennen. Wichtig für die Ingenieure ist nun, eine Erklärung für die schwache Pace zu finden. Der Fahrer hatte schon einen Verdacht: "Wir sind wohl mit dem Fahrwerk eine Spur zu hart gegangen."

Krack will die Niederlage aber nicht überbewerten: "Im Sport gibt es immer Höhen und Tiefen. Bisher blieb nur einziges Team in dieser Saison davon verschont. Nun hat man gesehen, dass es jeden mal treffen kann. Singapur hat das ganze Fahrerlager überrascht. Die Reihenfolge wurde komplett durcheinandergewürfelt."

Fernando Alonso - Aston Martin - Formel 1 - GP Singapur - 17. September 2023
xpb

Alonso war in viele Zweikämpfe verstrickt und zog zwischendurch gegen Ocon den Kürzeren.

Kein großes Drama

Wie bei Red Bull könnte auch der teils neu verlegte Asphalt und die Bodenwellen dafür gesorgt haben, dass der AMR23 nicht die gewohnte Pace zeigen konnte. Krack will den Stadtkurs nun so schnell wie möglich abhaken und schon in Suzuka wieder zurückschlagen: "So ein Wochenende trifft uns nicht zu hart. Wir haben eine gute Saison. Es ist kein großes Drama."

Noch scheint der Vorsprung vor McLaren in der Teamwertung mit 78 Punkten komfortabel. Doch der direkte Gegner holte alleine in Singapur 24 Zähler auf. Aston droht ein harter Saisonendspurt. "Ich habe schon nach den ersten Rennen gesagt, dass wir im Entwicklungsrennen nicht die Infrastruktur und die Feuerkraft wie andere Teams besitzen. Wir versuchen, kontinuierlich Upgrades zu bringen, aber andere schaffen das in einer höheren Rate. Deshalb investieren wir ja auch gerade in unseren Campus", so Krack.

Aston Martin wird den Kampf aber nicht einfach abschenken. Wie Technikchef Dan Fallows verriet, soll der AMR23 noch spät in der Saison weiterentwickelt werden. Schon in den kommenden Rennen sind weitere Upgrades geplant. "Aston Martin hat noch nicht aufgegeben. Wir sind bereit für den Kampf", betonte der oberste Ingenieur im Stall.

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