Alonso verteidigt Strategie in Monaco
Zusatz-Boxenstopp kostet Sieg

GP Monaco 2023

Die Podest-Serie von Fernando Alonso geht weiter. Diesmal wurde der Spanier Zweiter. Trotz eines zusätzlichen Boxenstopps. Der hat möglicherweise den Sieg gekostet. Trotzdem verteidigt Alonso die Strategie.

Fernando Alonso - Aston Martin - GP Monaco 2023 - Rennen
Foto: Wilhelm

Beständiger ist nur noch WM-Spitzenreiter Max Verstappen. Fernando Alonso fuhr im sechsten Rennen zum fünften Mal auf das Podium. Nach vier dritten Plätzen folgte in Monte Carlo Rang zwei. "Wir sind Max wieder einen Schritt näher gekommen. Aber heute hatten wir keine Chance gegen ihn. Egal ob es nass oder trocken war."

Da irrt der Veteran. Alonso hätte dieses Rennen gewinnen können. Als der Spanier in der 54. Runde an die Boxen gerufen wurde, bekam er Medium-Reifen, obwohl es zwischen den Kurven Mirabeau und Portier schon regnete. Eine Runde später stand der Aston Martin-Pilot wieder vor seiner Box. Diesmal für Intermediates.

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Fernando Alonso - Aston Martin - GP Monaco 2023 - Rennen
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Falsche Strategie? Aston Martin hätte mit Alonso in Monaco vielleicht gewinnen können.

Zwei Stopps kosteten

Der zusätzliche Reifenwechsel kostete nicht nur 24 Sekunden Durchfahrtszeit durch die Box, sondern noch einmal rund fünf Sekunden auf der Strecke, weil er auf den Slicks mit angezogener Handbremse durch die nasse Passage musste, die nun schon deutlich größer geworden war. Trotzdem blieb Alonso Zweiter. Er hatte zu dem Zeitpunkt 24,3 Sekunden Luft auf den drittplatzierten Esteban Ocon.

Max Verstappen kam in Runde 55 für Intermediates an die Box. In der gleichen Runde korrigierte Aston Martin die Reifenwahl. Der Weltmeister hatte danach den komfortablen Vorsprung von 23,1 Sekunden auf seinen Verfolger. Hätte Aston Martin schon in der 54. Runde den richtigen Riecher gehabt und mit Intermediates gepokert, hätte Red Bull möglicherweise sein erstes Rennen verloren.

Und hier ist die Rechnung dazu. Zunächst die Wirklichkeit:

GP Monaco 2023: Verstappen vs. Alonso (1)

Runde 53

Runde 54

Runde 55

Runde 56

Verstappen     

1.29,919 min

1.38,946 min       

2.10,567 min       

1.46,131 min

Alonso 

1.30,862 min       

1.50,311 min       

2.06,635 min       

1.48,531 min

Rückstand

+ 13,308 s            

+ 24,673 s            

+ 20,741 s            

+ 23,141 s

Jetzt das gleiche unter der Annahme, dass Alonsos Auto schon in Runde 54 auf Intermediates gestellt worden wäre. Für die erste Runde nehmen wir eine durchschnittliche OUT-Runde der Fahrer, die tatsächlich in Runde 54 von Slicks auf Intermediates wechselten wie Lewis Hamilton, Esteban Ocon oder Pierre Gasly und danach nicht von der Strecke rutschten.

Hamilton war mit einer OUT-Runde von 1.39,603 Minuten extrem schnell, Gasly mit 1.43,220 Minuten eher langsam. Gehen wir also von einer konservativen OUT-Runde von 1.42,500 Minuten aus. Dann wäre aus einem Rückstand von zunächst 24,673 Sekunden nach Alonsos ersten Boxenstopp, ohne den zweiten, ein Vorsprung von 3,259 Sekunden geworden. Weil Verstappen auf Slicks im Regen zwei extrem langsame Runden drehte und dabei mehrmals die Leitplanken touchierte.

GP Monaco 2023: Verstappen vs. Alonso (2)

Runde 53

Runde 54

Runde 55

Verstappen

1.29,919 min       

1.38,946 min       

2.10,567 min       

Alonso

1.30,862 min       

1.50,311 min       

1.42,500 min       

Rückstand

+ 13,308 s            

+ 24,673 s            

- 3,394 s               

Der Rekordteilnehmer lässt diese Rechenspiele nicht gelten. "Ich glaube nicht, dass der erste Stopp das Resultat beeinflusst hat. Es ist immer schwer, das Rennen aus dem Cockpit voll zu lesen, aber in der Runde, in der ich an die Boxen kam, war die Strecke bis auf die Kurven 7 und 8 komplett trocken. Also warum sollten wir Intermediates aufziehen?"

Teamchef Mike Krack ergänzt die Einschätzung seines Fahrers aus Sicht des Kommandostandes: "Für uns war es zu dem Zeitpunkt nur ein kurzer und weniger intensiver Schauer. Wir konnten von den Boxen nur die Strecke in diesem Bereich erkennen, und da war sie noch trocken. Deshalb mussten wir fürchten, dass die Intermediates in diesem Bereich der Strecke kaputtgehen würden."

Jetzt wieder Alonso: "Unter dieser Annahme und mit dem großen Vorsprung nach hinten war es die richtige Entscheidung. Aber eineinhalb Minuten später hat sich die Situation auf den Kopf gestellt. Es hat stärker und an mehreren Stellen geregnet. Das war schwer so vorauszusehen."

Krack gab im Rückblick zu: "Wir mussten in Runde 54 handeln, weil es unheimlich schwierig ist, mit abgefahrenen harten Reifen über die nassen Stellen zu fahren. Wir konnten bereits erkennen, dass die Reifen Temperatur verloren hatten. Da wir bereits weit genug gekommen waren, um mit den Medium-Reifen bis zum Ende zu fahren, wollten wir den kleinen Schauer mit frischen Reifen überleben. Das war im Nachhinein eine Fehleinschätzung."

Fernando Alonso - Aston Martin - GP Monaco 2023 - Rennen
Wilhelm
Alonso wählte den harten Reifen für den ersten Teil des Rennens.

Mit harten Reifen gegen Verstappen

Aston Martin spielte beim GP Monaco trotz des Startplatzes in der ersten Reihe die sichere Karte. Alonso gab einem Platztausch beim Start bei nur 114 Metern Anlauf keine große Chance. Also brauchte er auch den Vorteil des weicheren Gummis beim Spurt in die erste Kurve nicht. Mit dem harten Reifen wollte Aston Martin flexibel bleiben und Verstappen dann unter Druck setzen, wenn der Medium-Gummi einbricht.

In Runde 25 schien der Moment gekommen. Zum ersten Mal drehte Alonso eine schnellere Runde als der Spitzenreiter. Verstappens Medium-Sohlen begannen zu körnen. Innerhalb von neun Runden verkürzte Alonso seinen Rückstand von 11,8 auf 5,6 Sekunden. Dann waren Verstappens Reifen durch die Phase des Körnens durch und begannen, sich wieder zu erholen.

Alonso zollte dem Gegner Beifall: "Wir hatten uns einen stärkeren Abbau der Reifen bei Max erhofft, aber er ist 50 Runden lang auf den Mediums mit einem unglaublichen Speed gefahren." Krack schloss sich der Meinung seines Starpiloten an: "Ich glaube, wir hätten Max so oder so nicht gekriegt."

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