Alonsos Abrechnung
Rückstand beim Entwicklungstempo

GP Spanien 2023

Fernando Alonso rechnet mit den Kritikern ab, die von einem verschenkten Sieg in Monte Carlo sprechen. Und er warnt, dass Aston Martin im Wettrüsten noch nicht das Entwicklungstempo der Topteams hat.

Fernando Alonso - Aston Martin - GP Spanien 2023
Foto: xpb

Fernando Alonso ist der Großmeister des PS-Schachspiels aus dem Cockpit heraus. Keiner kann ein Rennen so gut lesen wie der Spanier. Deshalb will er die Kritik nicht auf sich und seinem Team sitzen lassen, dass man mit dem doppelten Boxenstopp in Monte Carlo einen möglichen Sieg verschenkt hat.

Der Spanier rechnete vor seinem Heimspiel in Barcelona mit denen ab, die Aston Martin zu wenig Mut zum Risiko vorwerfen. "Auf dem Sofa sieht alles einfach aus. Und hätte ich gewusst, wie das Rennen endet, hätte ich auch sofort Intermediates genommen. Aber mit den Informationen, die wir zu dem Zeitpunkt hatten, war es die richtige Entscheidung auf Medium-Reifen zu gehen."

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Alonso verweist dabei auf Red Bull, die sich auch nicht sicher waren, welcher Reifen am Ende der 54. Runde der bessere war. Deshalb haben sie Verstappen für eine weitere Runde auf der Strecke gelassen. Stattdessen rechnet der Aston-Martin-Pilot vor: "Wenn ich sofort den Intermediate genommen und der Regen wieder aufgehört hätte, wäre ich auf Platz 7 zurückgefallen."

Fernando Alonso - Aston Martin - GP Monaco 2023 - Rennen
Wilhelm
In Monaco feierte Fernando Alonso als Zweiter sein bestes Saisonergebnis.

Was Alonso stört

Den Rekordteilnehmer ärgert auch der Ansatz der Medien, sich immer auf die negativen Nachrichten zu stürzen statt die positiven herauszukehren. Man hätte ja auch den zweiten Platz bejubeln können anstelle nachzukarten, dass man mit einem Boxenstopp weniger hätte gewinnen können. "Hätten wir das gemacht und hätten wir tatsächlich gewonnen, dann wäre bestimmt im Vordergrund gestanden, dass Red Bull verzockt hätte, weil man zu lange mit dem Boxenstopp gewartet hat."

Der WM-Dritte stellt auch klar, dass sein Teamkollege Lance Stroll nicht so schlecht ist, wie es der Punktestand im Vergleich zu ihm vermuten lässt. "Lance hatte extrem viel Pech in dieser Saison. In Bahrain ist er mit einer Hand gefahren und war verdammt schnell. In Jeddah lag er vor den Ferrari, als der Auspuff kaputtging. In Miami hat man im Q1 zu hoch gepokert, weil man sich einen Reifensatz sparen wollte. In Monte Carlo hat er sich in der Qualifikation das Auto auf Trümmerteilen eines McLaren beschädigt. Es ist nicht fair, ihn dafür zu kritisieren."

Lance Stroll - Aston Martin - Formel 1 - GP Monaco - 26. Mai 2023
Motorsport Images
Lance Stroll verpasste zwei Mal in Folge die Punkteränge.

Stroll besser als die Ergebnisse

Alonso macht nicht ohne Grund Werbung für den Sohn des Teambesitzers. Er bietet sich als Lehrmeister für Stroll an, weil es ihm den Rücken freihält. Das kommt gut an in der Chefetage. Im Moment laufen die Uhren im Team für Alonso. Er fährt die Ernte ein. Da kann er Störfeuer aus dem eigenen Lager nicht brauchen. Höchstens Unterstützung. Alonso ist sicher, dass der Kanadier ihm Hilfestellung leisten kann, wenn er einmal ein problemloses Wochenende hat.

Der Mann, der in sechs Rennen fünf Mal auf dem Podest stand, warnt davor übermütig zu werden. Bis jetzt sei man den Red Bull kein Stück näher gerückt, auch wenn es der zweite Platz in Monte Carlo so glauben lässt. "Wenn Perez ein normales Wochenende gehabt hätte, wären wir nur Dritter geworden."

Red Bull habe im Rennen in Monte Carlo seine wahre Stärke gezeigt, betonte Alonso. Das Tempo von Verstappen auf dem Medium-Reifen über die Distanz von 55 Runden zeige die Qualitäten des Autos. Und jetzt, wo das große Wettrüsten so richtig beginnt, müsse Aston Martin einsehen, dass man vom Entwicklungstempo noch nicht mit den großen Upgrades von Red Bull, Mercedes und Ferrari mithalten kann. "Wir müssen jedes Rennen in kleinerem Rahmen neue Teile bringen, um Schritt mit unseren Gegnern zu halten."

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