Elektro-Kleinwagen BYD Seagull
Chinas VW ID.1 kommt nach Europa

Auf dem chinesischen Markt hat BYD mit dem Seagull ein günstiges Elektro-Einstiegsmodell im Angebot. 2025 kommt das Modell zu uns – allerdings in abgewandelter Form.

BYD Seagull Elektro-Kleinwagen
Foto: BYD Auto

Der chinesische Elektroauto-Hersteller wird den Seagull 2025 nach Europa bringen. Das bestätigte Stella Li, Executive Vice President von BYD, der spanischen Website "Forococheselectricos". "Aber es ist nicht der Seagull für den chinesischen Markt. Es wird ein Seagull für den europäischen Markt sein, ein neuer Seagull", so die Managerin des Autokonzerns. Damit dürfte das elektrische Einstiegsmodell nicht nur größer, sondern auch teurer werden als in seiner Heimat. In Brasilien und Mexiko verkauft BYD das Modell bereits in bekannter Form – allerdings unter der Bezeichnung Dolphin Mini.

Der große E-Ratgeber

In China ist der Seagull ein echter Preisbrecher. Erst recht, nachdem dort zum aktuellen Modelljahr eine neue Version des Elektro-Kleinwagens auf den Markt gekommen war. Die sogenannte Glory Edition gibt es bereits ab 69.800 Yuan, was umgerechnet etwa 9.000 Euro entspricht. Damit heizt BYD den Kampf um einen günstigen E-Kleinwagen weiter an. Im Vergleich zur letzten Version des BYD Seagull sank der Basispreis um ungefähr 500 Euro. Rechnet man einen anfangs gewährten Vorverkaufs-Rabatt mit ein, ist die Glory Edition sogar um rund 1.150 Euro günstiger.

So kam der Kleinwagen zu seinem Namen

Bei der Namensgebung seiner neuen Elektroautos ließ sich BYD nunmehr von der (Wasser-)Tierwelt inspirieren. Los ging es mit dem Seal (Robbe), auch einen Dolphin (Delphin) und einen Sea Lion (Seelöwe) gibt es bereits. Auf der Shanghai Motor Show, die vom 18. bis 27. April 2023 stattfand, wuchs diese sogenannte Ocean Series auf ein Quartett an: Mit dem Seagull gesellte sich eine Seemöwe hinzu. Diese gab schon dem Mercedes 300 SL seinen Spitznamen im englischen Sprachraum, weil dessen geöffneten Türen an die ausgebreiteten Flügel einer Möwe erinnern ("gullwing doors").

Solche Extravaganzen leistet sich der Seagull, der auf BYDs E-Plattform 3.0 basiert, freilich nicht. Der Elektro-Kleinwagen weist vier konventionelle Türen und eine große Heckklappe auf. Er ist 3,78 Meter lang, 1,72 Meter breit sowie 1,54 Meter hoch und verfügt über einen Radstand von 2,50 Meter. Klassische Kleinwagen-Dimensionen also, die den Seagull zu BYDs Einstiegs-E-Auto machen. Der Dolphin, Seal und Sea Lion siedeln sich darüber an.

Mit Natrium-Ionen-Batterie

Der BYD Seagull hat ein eigenständiges Design, bei dem Vorderwagen und Überhänge kurz ausfallen. In der Frontschürze sitzt, untypisch für ein Elektroauto, ein recht großer Lufteinlass. Ebenso unüblich: der Einarm-Wischer. Kunststoff-Elemente finden sich nicht nur rund um die Räder, sondern auch oberhalb der Seitenschweller und an der C-Säule, wodurch der untere Karosseriebereich von der Dachpartie optisch abgetrennt wird. Die Schulterlinie knickt nach der B-Säule Richtung Heck nach oben ab. Über dem Hinterteil thront ein weit herausgezogener Spoiler, während die waagerechten Heckleuchten durch eine schmale Lichtleiste miteinander verbunden sind.

BYD bietet den Seagull mit einer Motorvariante an: 55 kW (75 PS). Ursprünglich war eine Zweite mit 75 kW (102 PS) geplant. Dagegen bleibt es bei zwei Batterie-Optionen. Die größere mit 38 Kilowattstunden soll nach dem chinesischen Fahrzyklus CLTC eine Reichweite von 405 Kilometern ermöglichen und über Lithium-Eisenphosphat-Zellen (LFP) verfügen. Für den kleineren Energiespeicher gibt BYD 30 Kilowattstunden und 305 Kilometer Reichweite an. CarNewsChina zufolge handelt es sich hier um einen Natrium-Ionen-Akku, der ganz ohne die Rohstoffe Kobalt, Nickel und Lithium auskommt und deshalb Vorteile bei den Kosten und Auswirkungen auf die Umwelt verspricht. Die Website berichtete außerdem, dass BYD in den ersten 24 Stunden nach dem Debüt bereits 10.000 Bestellungen erhalten hatte.

Minimalistisches Cockpit

Über das Interieur war zum Zeitpunkt der Shanghai Motor Show noch nicht viel bekannt. Der BYD Seagull verfügt über vier Sitzplätze und zwei Monitore. Der kleinere sitzt als Fahrer-Informations-Display hinter dem unten etwas abgeflachten Lenkrad. Mittig im Armaturenbrett befindet sich ein Infotainment-Touchscreen im Tablet-Format. Zwischen ihm und den zentralen Lüftungsdüsen positioniert BYD haptische Tasten für einige wichtige Funktionen.

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Fazit

Jetzt ist es offiziell: BYD bringt den Seagull im kommenden Jahr nach Europa. Der Elektro-Kleinwagen dürfte hierzulande jedoch in seinen Dimensionen wachsen und teurer werden als in seiner Heimat. Dort ist die Basisversion ab etwa 9.000 Euro erhältlich.

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